Tipps zur Medikamenteneinnahme


KEINE ANGST VOR DER MEDIKAMENTENEINNAHME

10 Tipps und Tricks zur richtigen Anwendung von Arzneimitteln

Wer ein Arzneimittel verschrieben bekommt oder ein Medikament einnehmen muss, hat in der Regel ein gesundheitliches Problem. Zu diesem Umstand kommt nun häufig auch noch die Problematik, das Medikament nicht richtig einnehmen zu können. Die Darreichungsform des Arzneimittels spielt für viele Ärzte eine Nebenrolle, sehr zum Leidwesen der Patienten. Beispielsweise fordern Dosieraerosole, Tropfen oder Zäpfchen oft die Geschicklichkeit der heraus. So bedarf es bei diesen Medikamenten einer gewissen Übung, um sie richtig einzunehmen. Die häufigsten Schwierigkeiten treten jedoch bei den zu schluckenden Arzneimitteln auf.

Das Problem mit den Tabletten

Wohl jeder, der schon einmal in seinen Leben eine Tablette oder Kapsel einnehmen musste, stand vor der essenziellen Frage: Wie soll ich das denn hinunterschlucken? Dies ist durchaus eine berechtigte Frage! Vor allem Kinder haben Probleme beim Schlucken der Medikamente und viele Eltern scheitern dabei, ihrem Nachwuchs die Tablette oder Kapsel einzuflößen. Die Probleme beim Schlucken führen dazu, dass Patienten ihre Medikamente nur teilweise oder gar nicht einnehmen. Das kann den Therapieerfolg wesentlich beeinträchtigen. Patienten versuchen sich dann häufig selbst zu helfen und zerkleinern die Tablette oder versuchen diese in Flüssigkeit oder im Essen aufzulösen. Die Wirksamkeit des Medikaments kann dadurch jedoch stark beeinflusst werden. Generell sollten Sie bei andauernden Problemen bei der Medikamenteneinnahme Ihren Arzt oder Apotheker um Rat fragen.

Viele Medikamente müssen geschluckt werden

Medikamente sind heute in fast jeder Form, Farbe und Konsistenz erhältlich: Sei es das etwas aus der Mode geratene Zäpfchen, die bunte Kapsel, der wohlschmeckende Saft oder gelartige Salben. Dabei bereiten die zu schluckenden Medikamente, wie die Tablette oder Kapseln, am häufigsten Probleme. Insbesondere wenn diese sehr groß und dick sind und eine trockene Konsistenz aufweisen. Ärzte verschreiben Medikamente primär wegen des Wirkstoffs, welcher den Patienten helfen soll, ihre Beschwerden zu lindern oder zu heilen. Im Mittelpunkt der Verschreibung stehen daher die Wirkung und die Kostenübernahme durch die Krankenkasse. Die Darreichungsform des Medikaments spielt häufig eine untergeordnete Rolle. Als Patient kann man den behandelnden Arzt bitten auf die Darreichungsform zu achten. Zusätzlich kann man sich beim Apotheker Rat holen und sich erkundigen, ob das verschriebene Medikament bei einem anderen Anbieter in anderer Darreichungsform erhältlich ist. Es gibt meist zahlreiche Hersteller für einen Wirkstoff, sodass man als Patient auch auf andere Präparate ausweichen kann.

Hilfreiche Tipps und Tricks

Manche Medikamente wirken einzig über die orale Aufnahme und ihre Wirkstoffe werden über den Magen-Darm-Trakt aufgenommen. Sind sie dann nur als große, runde Tabletten erhältlich, ist bei den Patienten oft guter Rat teuer. Die tägliche Einnahme wird so zur Selbstüberwindung und immer spielt die Angst mit, die Tablette könnte im Hals stecken bleiben. Viele Patienten nehmen aus diesem Grund ihr Medikament nicht regelmäßig oder gar nicht mehr ein. In den folgenden Tipps und Tricks finden Sie zahlreiche Hinweise, wie Ihnen die Anwendung von Arzneimittel leichter fällt. Zudem werden für das Schlucken von Tabletten bestimmte Techniken beschrieben, damit Sie in Zukunft keine Angst mehr davor haben müssen. Zudem finden Sie zahlreiche hilfreiche Hinweise, wie und wann Sie Ihre Medikamente richtig einnehmen.


10 Tipps und Tricks

 

Noch vor dem Schlucken einer Tablette gibt es einen guten Trick diese zu zerkleinern. Achten Sie insbesondere bei großen Tabletten auf Bruchkerben, welche auf einer Seite der Tablettenoberfläche eingekerbt sind. So können große Tabletten einfach in kleinere Teile zerbrochen und damit leichter geschluckt werden. Auch die Dosierung lässt sich damit gut regulieren, sollte aber vorab mit dem Arzt abgeklärt worden sein.
Tabletten können eine oder mehrere Bruchkerben aufweisen. Um die Tablette richtig zu spalten, nehmen Sie diese links und rechts entlang der Bruchkerbe zwischen Daumen und Zeigefinger. Anschließend brechen Sie diese nach oben oder unten in zwei Hälften. Falls die Tablette noch weitere Kerben aufweist, können Sie diese nach demselben Prinzip weiter zerkleinern. In der Apotheke finden Sie auch Tablettenzerkleinerer zum Zermahlen der Tablette. Das Pulver kann ins Essen beigemischt oder in Flüssigkeit aufgelöst werden. Hier sollten Sie aber vorab immer Ihren Arzt oder Apotheker fragen, ob die Tablette zermahlen werden darf, denn bei einigen Tabletten ändert sich die Wirkung hierdurch massiv. Nach dem Zermahlen sollte die Tablette direkt eingenommen werden.

Bei Kapseln finden sich keine Kerben, da deren Hülle aus zwei Teilen besteht. Diese kann man auseinanderziehen und damit öffnen. Der Inhalt kann ein Pulver oder kleine Kügelchen sein. Die Hülle der Kapseln ist meist ein Überzug. Falls Sie die Kapsel öffnen und den Inhalt separat schlucken möchten, sollten Sie vorab immer Ihren Arzt oder Apotheker dazu befragen. Die Hülle der Kapsel ist häufig ein Schutzmantel und sorgt dafür, dass der Wirkstoff erst nach einer gewissen Zeit oder an einem bestimmten Ort abgegeben wird. Manche Medikamente schädigen beispielsweise die Magenschleimhaut. Die Hülle der Kapsel bleibt im Magen bestehen und schützt ihn vor dem Wirkstoff. Daher sollten Kapseln wenn möglich immer im Ganzen geschluckt werden.

Generell sollten Sie Tabletten und Kapseln immer im Stehen oder Sitzen zu sich nehmen. Versuchen Sie nicht, diese liegend einzunehmen, da Sie sich dabei sehr leicht verschlucken könnten. Wissenschaftler der Universität Heidelberg haben in einer Studie zwei unterschiedliche Schlucktechniken bei Probanden getestet. Das Ergebnis zeigt, dass beide Techniken funktionieren (1).

So funktioniert die Pop-Bottle-Technik:

  

  1. Eine saubere Flasche mit Leitungswasser füllen (alternativ können Sie auch eine Mineralwasserflasche mit mineralstoffarmen Wasser verwenden)
  2. Die Tablette oder Kapsel auf die Zunge legen
  3. Flasche an die geschlossenen Lippen ansetzen und Wasser in den Mund laufen lassen
  4. Wasser und Pille in einem Zug schlucken

So funktioniert die Vorwärts-Neige-Technik:

   

  1. Ein sauberes Glas mit Leitungswasser füllen
  2. Die Tablette oder Kapsel auf die Zunge legen
  3. Einen Schluck Wasser nehmen, aber noch nicht schlucken
  4. Kopf Richtung Brust neigen und in dieser Bewegung Wasser und Pille schlucken

Gewöhnliches Leitungswasser eignet sich am Besten zum Schlucken von Medikamenten, da es in der Regel wenig Mineralien enthält. Diese könnten mit dem Wirkstoff gewisse Bindungen eingehen und somit die Aufnahme beeinflussen. 

 

Mit Flüssigkeit einnehmen
Allerdings sollten Sie nur Leitungswasser mit Trinkwasserqualität verwenden. Als Alternative kann auch stilles Mineralwasser verwendet werden.

 

Ohne Alkohol
Die Kombination von Alkohol und Medikamente ist ebenfalls nicht empfehlenswert, da diese zu einer starken Belastung der Leber und somit zu Leberproblemen führen kann.

 

Nicht mit Milch einnehmen
Von Getränken wie Kaffee und Milch zur Medikamentenaufnahme ist definitiv abzuraten, da deren Wechselwirkung mit Medikamenten nachgewiesen ist.

 

Nicht mit Grapefruit einnehmen
Auch Grapefruitsaft sollte nicht verwendet werden, da er die Wirkung von Medikamenten verstärken kann.

Vitamine und Mineralstoffe sind oft in Form von Brausetabletten oder als Pulver erhältlich. Dabei ist darauf zu achten die Brausetablette oder das Pulver nicht in heißen Getränken aufzulösen. Am besten eignet sich ein Glas kaltes Leitungswasser. Trinken Sie die aufgelöste Tablette dann direkt und lassen Sie diese nicht längere Zeit bei Tageslicht stehen.
Bei Bakterien zur Verbesserung der Darmflora, die als Pulver in Beuteln erhältlich sind, gilt dies allerdings nicht. Das Pulver sollte in lauwarmen Wasser gelöst und einige Minuten stehen gelassen werden. Sind Sie sich bei der genauen Einnahme nicht sicher, helfen Ihnen auch die Hinweise auf der Verpackung oder im Beipackzettel.



Bei Tropfen denken viele direkt an Augentropfen, aber auch Tropfen für Ohren und den Mund- und Rachenraum sind erhältlich.

Bei Augentropfen ist darauf zu achten, vor der Anwendung Kontaktlinsen zu entfernen. Legen Sie dann Ihren Kopf in den Nacken. Mit Daumen und Zeigefinger einer Hand können Sie sanft Ihr Auge etwas auseinanderziehen und das Lied festhalten. Richten Sie Ihren Blick nach oben und geben mit der zweiten Hand einen Tropfen des Mittels in das Auge. Beim zweiten Auge können Sie genauso verfahren.

Ohrentropfen sollten vor der Anwendung immer auf Raum- oder Körpertemperatur gebracht werden. Neigen Sie dann Ihren Kopf leicht zur Seite und ziehen ihr Ohr mit einer Hand etwas nach hinten und oben. Tropfen Sie mit der anderen Hand das Mittel in das Ohr. Lassen Sie für einige Minuten den Kopf zur Seite geneigt, dass die Tropfen in den Gehörgang fließen können. Bei Säuglingen sollte die Anwendung am Besten im Liegen durchgeführt werden. Das Ohr sollte hier nach hinten und unten gezogen werden, um die Krümmung des Gehörgangs auszugleichen.



Tropfen für den Mund- und Rachenraum werden meistens in lauwarmen Wasser aufgelöst. Dabei sollten Sie sich vorab die Zähne putzen und dann die Lösung zum Spülen oder Gurgeln verwenden.

 

 

Auf Packungsbeilagen wird häufig die Einnahme des Medikaments vor dem Essen, zur Mahlzeit oder nach dem Essen beschrieben. Doch was bedeutet das genau und was darf ich dabei essen?


Vor dem Essen:
Bedeutet, dass Sie das Medikament bis zu zwei Stunden vor Ihrer nächsten Mahlzeit einnehmen sollten, damit es zu keinen Wechselwirkungen zwischen Wirkstoff und Essensbestandteilen kommt. Dies schließt auch kleinere Snacks mit ein.

 


Zur Mahlzeit: 
Bedeutet, dass Sie das Medikament während des Essens zu sich nehmen können. Ob Sie das nach den ersten Bissen oder direkt am Ende der Mahlzeit tun, ist dabei nicht relevant.

 

 


Nach dem Essen: 
Bedeutet, dass Sie circa zwei Stunden nach der letzten Nahrungsaufnahme (Snacks mit eingerechnet) das Medikament einnehmen sollten. So soll sichergestellt werden, dass der Mageninhalt bereits überwiegend verdaut wurde und keine Wechselwirkungen mit dem Wirkstoff stattfinden können.

 

 

Für die Wirkung von Medikamenten spielt auch der Einnahmezeitpunkt eine wichtige Rolle. Damit wird sichergestellt, dass auch die Abstände zwischen der Einnahme gleichmäßig lange sind.

Einmal pro Tag: 

Bedeutet, dass Sie das Medikament alle 24 Stunden einnehmen sollen. Ob Sie dies morgens, mittags oder abends machen, bleibt Ihnen überlassen. Wichtig ist es, dass Medikament nicht mehr als zwei Stunden früher oder später einzunehmen.

 

Zweimal pro Tag:
Bedeutet, dass Sie das Medikament alle zwölf Stunden einnehmen sollen. Meistens wird dabei morgens und abends empfohlen. Auch hier sollte ein Puffer von zwei Stunden nicht überschritten werden.

 

 

Dreimal pro Tag:
Bedeutet, dass Sie das Medikament morgens, mittags und abends einnehmen sollen. Dabei sollten möglichst die gleichen Uhrzeiten eingehalten werden. Manche Medikamente müssen auch nachts eingenommen werden. Diese sollten Sie dann kurz vor dem zu Bett gehen einnehmen.

Die Verpackungen von Medikamenten sind meist schon so gestaltet, dass sie den Wirkstoff schützen. So sind beispielsweise lichtempfindliche Medikamente bereits in lichtundurchlässigen Verpackungen erhältlich. Vorsicht ist nur bei der Verwendung von Tablettenportionierern geboten. Diese sollten einen farbigen Deckel haben, wenn lichtempfindliche Medikamente darin aufbewahrt werden. Auch die richtige Temperatur spielt bei der Lagerung von Medikamenten eine wichtige Rolle. Hier sollten Sie den Beipackzettel lesen oder Ihren Arzt oder Apotheker fragen. Soweit nicht anders beschrieben, kann man Medikamente bei Raumtemperatur lagern. Medikamente sollte auch immer vollständig eingenommen und keine Reste aufgehoben werden. Sollten Sie doch Medikamente über einen längeren Zeitraum lagern, achten Sie auf das Verfallsdatum und nehmen Sie keine abgelaufenen Medikamente ein.

 

Medikamente können Zusatzstoffe enthalten. Häufig finden sich versteckte Zucker wie Laktose oder Spuren von Getreide oder Gelatine. Diabetiker oder Allergiker sollten sich daher immer nach den vollständigen Bestandteilen von Medikamenten erkundigen, um allergische Reaktionen oder zusätzliche Beschwerden zu vermeiden.

 


Quellen: (1) Schiele JT, et al. Two Techniques to Make Swallowing Pills Easier. Annals of Family Medicine. 2014 Nov/Dec;12(6):550-552

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