Soll ich jetzt mit unserem Kind zur Kinderarztpraxis – oder noch warten?


Veröffentlicht am: 04.03.2024

Diese Frage stellen sich viele Eltern, wenn ihr Kind krank ist, eine Frage, die – das sei gleich einleitend gesagt – auch von einer Kinderärztin nicht so leicht zu beantworten ist. Die Gründe, weshalb Eltern ihr krankes Kind in der kinderärztlichen Praxis vorstellen, sind vielfältig. Am häufigsten sind es Symptome wie Fieber, Husten, Schnupfen, Durchfall/Erbrechen und Bauchschmerzen, sehr häufig aber auch Ohrenschmerzen, Hautausschläge, Müdigkeit, Blässe und Verhaltensauffälligkeiten.



Was tun bei Fieber?


Besonders bei Babys und Kleinkindern ist es oft schwierig Krankheitszeichen zuzuordnen und Eltern fragen sich zu Recht, ob jetzt ärztliche Hilfe notwendig ist.
Misst man zum Beispiel bei Kindern eine Temperatur über 38 °C, so muss das für sich alleine noch nichts Schlimmes sein. Hat vielleicht Ihr Fünfjähriger den ganzen Nachmittag am Spielplatz mit den anderen Kindern wild gespielt und hängt jetzt müde und mit roten Backen auf dem Sofa rum, und es fällt Ihnen außer der erhöhten Temperatur weiter nichts auf? Dann wäre es gut, nach einer Stunde nochmals die Temperatur zu messen. Warum? Die Muskeln Ihres Kindes haben beim Herumtoben im Freien fleißig gearbeitet und dabei auch viel Wärme produziert, die vom Körper erst allmählich wieder abgegeben wird. Wenn Sie nach einer halben Stunde nochmals messen, wird sich die Körpertemperatur wahrscheinlich wieder normalisiert haben, wenn nicht, sollten Sie ab einer Temperatur von 38,5 Grad ein fiebersenkendes Medikament verabreichen.

Anders ist es, wenn Ihnen noch zusätzliche Krankheitszeichen auffallen, wie Blässe, Husten, Schmerzen oder ein Hautausschlag oder Sie ganz allgemein das Gefühl haben, dass mit Ihrem Kind „etwas nicht stimmt“ und sich ihr Kind in einem schlechten Allgemeinzustand präsentiert. In diesem Fall sollten Sie eine kinderfachärztliche Beratung einholen. Eine kinderfachärztliche Vorstellung ist auch dann sinnvoll, wenn Fieber über mehrere Tage besteht oder periodisch im Abstand von wenigen Wochen immer wieder auftritt.


Husten, der nicht vergeht


Auch bei anhaltendem Husten nach einer Virusinfektion überlegen Eltern oft, ob sie ihr Kind jetzt noch einmal ärztlich untersuchen lassen sollen oder lieber noch eine Weile zuwarten sollen. Untersuchungen haben gezeigt, dass 10 Tage nach dem Infekt immerhin noch 40% der Kinder husten, 25 Tage später sind es noch 10% der Kinder. Es ist also Geduld angesagt, eine Besserung findet oft nur allmählich statt. Es sollte in dieser Zeit besonders darauf geachtet werden, dass das Raumklima im Schlafzimmer nicht zu warm und zu trocken ist und auf keinen Fall darf im Haushalt geraucht werden. Besteht der Husten länger als etwa 8 Wochen, ist er also chronisch geworden, sollten Sie Ihre KinderärztIn konsultieren. Sollte Ihr Kind zusätzlich zum Husten schwer Luft bekommen, also angestrengt atmen oder gar Atemnot empfinden (eine verstopfte Nase gehört nicht dazu!), sollten Sie dringend ärztlichen Rat einholen.

 


Beachtung der Psyche des Kindes


Die vielseitigen Herausforderungen während der Corona-Pandemie haben psychische Erkrankungen wie Depressionen und Ängste bei Kindern und Jugendlichen verstärkt. Sozialer Rückzug, anhaltende Traurigkeit, Leistungsminderung, Schulprobleme, ja sogar Panikattacken und suizidale Gedanken können als Ausdruck psychischer Belastung auftreten. KinderärztInnen sind nicht nur für körperliche, sondern auch für psychische Erkrankungen fachlich gut ausgebildet und betreuen nicht nur Babys und Kinder, sondern auch Jugendliche bis zum 18. Lebensjahr.

In den meisten Familien besteht ein langjähriges Vertrauensverhältnis zur betreuenden KinderärztIn, und sowohl besorgte Eltern als auch die jungen PatientInnen sollten sich auch bei psychischen Problemen nicht scheuen, dies für ein vertrauensvolles Beratungsgespräch mit Ihrer KinderärtzIn zu nutzen.

 



Prof. Dr. Sabine Hofer, Department für Pädiatrie 1, Medizinische Universität Innsbruck

NPS-AT-00213


Seite teilen